Nicht zum ersten Mal war ein SWR-Fernsehteam bei der Selbsthilfegruppe Durom-Metasul-LDH-Hüftprothesen e.V. in Emmendingen. Anlass dieses Mal war Hans M., der Rat und Hilfe vor seinen beiden Hüft-Operationen gesucht hat. „Ich weiß gar nicht, welche Prothese ich nehmen soll, welche Fragen ich dem Arzt stellen muss“, so Hans M., der nach den Veröffentlichungen

der ImplantFiles der Recherchegemeinschaft von Süddeutscher Zeitung, WDR und NDR sehr verunsichert war. „Ich hatte einen Zeitungsbericht über Hanspeter Hauke und die Selbsthilfegruppe gelesen und so wusste ich, an wen ich mich wenden konnte“, so der Patient weiter.

Fernsehsendung

Hanspeter Hauke, Gründer und Vorsitzender der SHG, und Till Abele, beim Vorstand der SHG für Gesundheitsfragen zuständig, trafen sich mit ihm und einem Fernsehteam der SAGAmedia Berlin, die im Auftrag des SWR den Film produziert, in Emmendingen. „Wir wollen in der Sendung zeigen, was Patienten tun können, um ein fehlerfreies Prothesenmodell implantiert zu bekommen“, so Martin Gronemeyer, der für den Film verantwortliche Redakteur.  Im Film wird dem Patienten bei seinen Gesprächen mit Ärzten, bei der SHG, bei den bevorstehenden Operationen bis zu seiner hoffentlich vollständigen Genesung über die Schulter geschaut. „Es hat uns überrascht“, so der Redakteur, „dass es außer der Selbsthilfegruppe offensichtlich keine unabhängige Anlaufstelle gibt, wo sich Patienten vor solchen Operationen informieren können“.  In der Tat gibt es in Deutschland weder ein zentrales Prothesenregister, in welches alle Implantate eingetragen werden müssen und auf welches Betroffene zugreifen könnten, noch gibt es staatliche Stellen, die diese Aufgabe übernehmen. „Der Patientenschutz nach einer Implantation steht nur auf dem Papier, faktisch besteht er jedoch nicht“, so Hanspeter Hauke. Er und seine SHG fordern deshalb seit Jahren Verbesserungen beim Patientenschutz.

Durom-Selbsthilfehgruppe

Die Durom-Selbsthilfegruppe hat heute etwa 200 Mitglieder und betreibt eine rege genutzte Homepage (www.durom-hueftprobleme.de), auf der Patienten sich informieren und austauschen können. Die Selbsthilfegruppe wurde 2010 als Verein in Emmendingen gegründet nachdem bekannt geworden war, dass allein im Loretto Krankenhaus in Freiburg über 1.000 Patienten eine fehlerhafte Durom-Metasul-LDH-Hüftprothese implantiert bekommen haben. Mit zum Teil gravierenden gesundheitlichen Auswirkungen für die Betroffenen. Zahlreiche Prozesse wurden von Betroffenen mit Unterstützung der Durom-SHG am Landgericht in Freiburg gegen den Hersteller Zimmer Biomet auf den Weg gebracht. Nach über 12 Jahren wurde das erste Urteil in einem Pilotverfahren rechtskräftig: Zimmer Biomet wurde zur Zahlung von Schmerzensgeld in Höhe von EUR 25.000.- plus Zinsen verurteilt, weil „der Hersteller wußte oder hätte wissen müssen, dass die Durom-Prothese fehlerhaft ist, Zimmer Biomet vorgeschriebene Test vor Markteinführung nicht durchgeführt hat und er deshalb das Produkt nicht hätte auf den Markt bringen dürfen“, so die Begründung des Gerichts. Doch noch sind nicht alle Betroffene entschädigt worden. „Zimmer Biomet hat eine der größten Kanzleien in Deutschland beauftragt. Und deren Anwälte nutzen jede Möglichkeit,  Verfahren zu verzögern oder Pateinetn vor einer Klage abzuschrecken“, so Hauke. Es besteht die Gefahr, dass die überwiegend älteren Betroffenen deshalb das Ende ihrer Verfahren nicht mehr erleben werden. „Hier zeigt sich wieder einmal der Unterschied zwischen „Recht“ und „Gerechtigkeit“, so Till Abele abschließend.

Filmbericht