Hunderttausende: Patient vor Profit
Am 20. November 2019 erschien in der Zeitschrift STERN NR. 37/2019 ein Artikel, der über den aktuellen Stand der Aktion aus der STERN Titelgeschichte vom 05.09.2019 berichtete. Veröffentlicht wurde ein Aufruf von über 130.000 Personen, die alle fordern: „So darf es nicht weiter gehen! Menschen vor Profit“ Unterzeichnet haben neben vielen einzelnen Ärzten, Präsidenten von Ärzteorganisationen und 19 Organisationen mit Verbindung zum Gesundheitswesen. Auf change.org/menschvorprofit wurde in Folge des STERN Berichts eine online Petition gestartet, welche bis zum 02.10.2019 bereits 52.000 Menschen unterstützen.
Der STERN griff damit eine von der SHG oft vorgebrachte Kritik an der Prothesenindustrie auf. Selbst Ärzte stellen immer wieder wirtschaftliche Interessen in den Vordergrund ihrer Behandlungsentscheidungen. Nach dem Motto „Viel hilft mir viel“ wird lieber eine Hüft-TEP zu viel als eine zu wenig auf den Weg gebracht. Bei der Dominanz von „Masse statt Klasse“ häuft sich zwangsläufig auch die Wahrscheinlichkeit, dass Fehler passieren. Vor allem bei der Kontrolle der Herstellerangaben zu einem neuen Medizinprodukt. Das Durom-Metasul-LDH-Hüftprothesenmodell der Firma Zimmer Biomet wurde als „der Mercedes der Hüftprothesen“ angepriesen. Manche haben den Versprechungen des Herstellers geglaubt, andere nicht.
Nach Auskunft der Geschäftsführung eines großen Herstellers von Medizinprodukten werden Medizinprodukte nach einer „firmeninternen Risikoanalyse“ auf den Markt gebracht. Die Frage drängt sich auf, welches Risiko die Firma prüft. Ist es das Risiko, für ein nicht ausreichend getestetes Prothesenmodell zur rechenschaft gezogen zu werden? Oder ist die Frage, wie sicher das Produkt für die Patiensten ist, die es implantiert bekommen sollen?
Dass das CE-Kennzeichen kein Qualitätssiegel ist und die Zulassungsverfahren in Europa keinerlei Sicherheit für die Patienten bietet, ist hinlänglich bekannt. Was also bedeutet „firmeninterne Risikoanalyse“? Wessen Risiko prüft die Firma? Das Risiko der Firma, bei einem möglicherweise fehlerhaften Medizinprodukt, welches sie auf den Markt zu bringen beabsichtigt, erwischt zu werden und am Ende zu Schadensersatz- und Schmerzensgeldzahlungen verurteilt zu werden? Oder wird das Risiko geprüft, mit dem Produkt die Entwicklungs- und Produktionskosten nicht erwirtschaften zu können? Dass das Risiko für Patienten geprüft wird, durch das Medizinprodukt einen gesundheitlichen Schaden zu erleiden, kann wohl als eher unwahrscheinlich abgetan werden.