Die Durom-Selbsthilfegruppe fragte im Jahr 2015 ihre Mitglieder nach den gesundheitlichen Auswirkungen ihrer Metall-auf-Metall (MoM) Hüftprothese. Die Rücklaufquote der an die Mitglieder verschickten ca. 200 Fragebogen betrug 65%. Ausgewertet werden konnten 130 Fragebögen.
Die Betroffenen waren zum Zeitpunkt der Befragung im Alter zwischen 50 Jahren und 80 Jahren. 85 hatten im Loretto-Krankenhauses im Zeitraum von 2005 bis 2008 eine Durom-Metasul-LDH-Hüftprothese erhalten. 24 Betroffene hatten eine ASR Prothese von DePuy in anderen Krankenhäusern erhalten. 21 machten keine Angaben. 100% der Befragten gaben an, vor der Implantation keine der in der Umfrage angegebenen Beschwerden gehabt zu haben. Auffallend war, dass kein Patient und keine Patientin nur unter einem Symptom litt, sondern stets unter mehreren.
Fazit: Auffallend an den Ergebnissen ist, dass die Patienten, die ein Metall-auf-Metall Hüftprothesenmodell erhalten hatten, ähnliche Gesundheitsbeschwerden nannten. Die Schnittmenge der genannten Symptome ist frappierend. Wir gehen deshalb davon aus, dass ein Zusammenhang zwischen dem Metallabrieb, der durch die MoM-Hüftprothesen verursacht wurde, und den gesundheitlichen Beschwerden besteht.
Übersicht über die in der Umfrage genannten gesundheitlichen Beschwerden:
Die Ergebnisse wurden in der Auswertung in zwei Kategorien unterteilt:
- Körperliche Beschwerden
- Neuronale Beschwerden
1. Körperliche Beschwerden
Die häufigsten Symptome im körperlichen Bereich waren Gelenkschmerzen mit knapp 52% sowie Muskelschmerzen mit 48%. Das heißt. 100% der Befragten litten nach der Re-Operation unter Gelenk- und/oder Muskelschmerzen.
Erklärung: Schwermetalle bilden Depots in Organen, im Bindegewebe sowie in den Nervenzellen. Bevorzugte Depots finden sich in den Muskeln sowie den Gelenken, so dass vermutet werden kann, dass diese Symptome auf Schwermetalle zurückzuführen sind.
42% der Befragten klagen über Juckreiz, 40% über Schweißausbrüche, 34% über Hautausschläge, 30% über Schwellungen um die Augen sowie jeweils 28% über Hautpilz, und Bindehautentzündungen. Vergebliche Gewichtsabnahme gaben 25% an, chronische Verstopfung 21%, Mundgeruch 11% und Bindegewebsverhärtung 15%.
2. Neuronale Beschwerden
Im neuronalen Bereich traten am häufigsten folgende Symptome auf:
- Schlafstörungen: 46%
- Gedächtnisstörungen: 44%
- Wortfindungsstörungen: 42%
- Konzentrationsschwäche: 40%
- Energielosigkeit 40%
- chronische Müdigkeit: 34%
- Reizbarkeit: 32%
- Geruchsempfindlichkeit: 15%
- mangelndes Geschmacksempfinden: 9,5%.
Alle Schermetalle gehören wie Herbizide und Pestizide, Weichmacher in Verpackungen, Gifte in Kosmetika, Wasser und Lebensmittel sowie der Luftverschmutzung und E-Smog in den Bereich der Umweltmedizin. Die Patienten mit einer MoM Großkopfprothese werden zusätzlich mit erhöhten Werten an Kobalt und Chrom belastet. Chrom und Kobalt sind sogenannte Langzeitgifte, deren Toxizität oft erst Jahre später zum Ausbruch kommt.
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Zusätzliches Quellenmaterial:
Vorbemerkung: Nicht auszuschließen ist, dass sich die im Folgenden in Bezug auf Zahnfüllungen beschriebenen Auswirkungen auf die Auswirkung des Metallabtriebs durch fehlerhafte Hüftprothesen übertragen lassen. Freigesetzt werden durch die Durom-Metasul-Hüftprothese der Firma Zimmer und baugleichen Modellen anderer Herstellen Chrom-, Kobalt- und Titanionen, die allgemein als krebserregend eingestuft werden.
„Kationen, die durch Korrosion freigesetzt werden, können inflammatorische (entzündliche) Reaktionen hervorrufen und die Immunantwort durch Aktivierung oder Hemmung von T- und B-Lymphozyten beeinflussen. Nickel und Zink können T- und B-Lymphozyten aktivieren (WARNER & LAWRENCE 1988). Sehr geringe Konzentrationen von Zink, Nickel und Cobalt stimulieren die Leukotrien B4 Freisetzung in vitro als Folge einer Aktivierung von polymorphkernigen neutrophilen Granulozyten (KLEIN et al.1994). Cadmium und Kupfer hingegen können die Aktivität der antigen-präsentierenden B-Lymphozyten und Makrophagen hemmen (SMITH & LAWRENCE 1988).
Zytotoxische Effekte der Ionen, die von Zahnmetallen freigesetzt werden, können den benachbarten Alveolarknochen schädigen. Dabei haben Chrom-Ionen (Cr6+) nach einer Inkubationszeit von 48 Stunden die stärksten Auswirkungen auf die Knochenmarkszellen. Mittlere Zytotoxische Effekte wurden beobachtet mit Cobalt- (Co2+), Molybdän- (Mo6+) und Nickelionen (Ni2+), während Titan- (Ti4+), Aluminium- (Al3+), Vanadium- (V5+) und Manganionen (Mn2+) nur leichte zytotoxische Effekte zeigten (PULEO & HUH 1995).
Ergebnisse kritisch bewerten
Beachtet werden muss jedoch, dass es je nach Versuchsaufbau, Versuchsbedingungen und verwendeten Materialien teilweise große Unterschiede im toxischen Ranking der Zahnmetalle gibt. So zeigen verschiedene Zelllinien ein ganz unterschiedliches Verhalten gegenüber toxischen Metallen (WATAHA et al. 1994). Dementsprechend gibt es Forderungen klinisch relevante (menschliche) Zell-Linien zu verwenden, um möglichst genaue prä-klinische Informationen zu erreichen, die über ein reines toxischen Ranking hinausgehen.
Zahnmetallionen können auch ins Blutsystem aufgenommen werden und systemisch verteilt werden. Ni2+ und Co2+ werden an Albumin gebunden im Gefäßsystem transportiert (TRAISNEL et al 1990).
Diese Ionen besitzen die Fähigkeit eine Genaktivierung in menschlichen Gefäßendothelzellen zu induzieren, die ähnlich der von proinflammatorischen Mediatoren wie IL-6 und IL-8 ist (WAGNER et al 1998). Aluminium wird nach der Resorption durch die Schleimhaut im Blut vorwiegend an Transferrin gebunden und im Körper verteilt (REICHL 2002). In das Zentrale Nervensystem gelangt Aluminium durch Überwindung der Blut-Hirn-Schranke. Dies geschieht nicht durch einfache Diffusion, sondern durch einen Carrier-vermittelten Transport. Im zentralen Nervensystem befindet sich Aluminium entweder in der Extrazellulärflüßigkeit, oder es bindet an Eiweiße der Nervenzellwände, oder es wird in die Nervenzellen aufgenommen. Der Zellkern, das Zytoplasma, die Mitochondrien und das endoplasmatische Retikulum sind intrazelluläre Aluminiumspeicher (TOMLJENOVIC 2011).
Beachtenswert sind Ergebnisse die zeigen, dass Aluminium nach Injektion aluminiumhaltiger Impfstoffe von Makrophagen resorbiert und systemisch verteilt wird und über diesen Weg in Lymphknoten, Milz, Leber und das Zentrale Nervensystem gelangt (KHAN et al 2013). Die These, dass dies ein Pfad ist, über den auch Zahnmetallionen im Körper verteilt werden, ist zwar nicht bewiesen, aber plausibel.
Toxische Pathomechanismen
Auf zellulärer Ebene konkurrieren potentiell toxische Elemente und essentielle Mineralien um Bindungsstellen. Im Zusammenhang mit der Untersuchung des Einflusses von Metallen auf die Karzinogenese wurde berichtet, dass Blei-, Beryllium-, Cadmium-, Mangan-, Kobalt-, Nickel- und Quecksilberionen die essentiellen Elemente Magnesium, Calcium, Eisen, Kupfer und Zink nachahmen und verdrängen können. Die Folge ist ein Funktionsverlust von kleinen Molekülen, Enzymen und Nukleinsäuren (JENNETTE 1981).
Aluminium-, Quecksilber-, Methylquecksilber- und Bleiionen, die extrazelluär zugeführt werden, verringern den Ca-Einstrom über spannungsabhängige Calciumkanäle (BUSSELBERG 1995). Da Calcium als second-messenger wichtig ist für die Steuerung von Zellfunktionen durch Hormone und Transmitter, führt eine Verringerung des Calciumeinstroms in die Zelle zu einer Beeinträchtigung der Muskelkontraktion, der Synthese und Sekretion von Neurotransmittern und Hormonen, der Genexpression, der Regulation von Enzymaktivitäten und der Regulation von Ionen-Pumpen.
Unter dem Einfluss potentiell toxischer Metalle werden freie Sauerstoffradikale gebildet, die wiederum Redox-Systeme beeinträchtigen und zur Lipidperoxidation führen. Folgen sind ein Anstieg von DNA Schäden, ein Anstieg der Bildung von DNAProtein-Querverbindungen und eine unangemessene Aktivierung von zellulären Signalwegen (z.B. NF-κB).
So können bei pathologisch erhöhter Eisen- und Kupferspeicherung DNA-Schäden in der Leber entstehen, die mit der Entstehung eines Hepatozellulären Karzinoms assoziiert sind (NAIR et al. 1998).
Neben der ROS-vermittelten Toxizität der Metalle besteht auch ein direkter Einfluss auf Hormonrezeptoren. Quecksilber, Nickel, Chrom, Kobalt, Kupfer, Zinn und Blei wirken auf den Östrogenrezeptor ein und stimulieren das Wachstum von menschlichen Brustkrebs-Zellen (MARTIN et al. 2003). Eine chronisch niedrig dosierte Exposition gegenüber Karzinogenen aus der Umwelt ist eine der Hauptursachen für eine Tumorerkrankung. Mehr als 375 identifizierte oder potentielle karzinogene Umweltschadstoffe wurden bislang erfasst. Viele von ihnen sind Metalle oder Metallverbindungen (IARC 2004). Arsen und anorganische Arsenverbindungen, Beryllium und Berylliumverbindungen, Cadmium und Cadmiumverbindungen, Chrom(VI)-Verbindungen und verschiedene Nickelverbindungen sind von der IARC als krebserregend für den Menschen eingestuft (Gruppe I). Anorganische Bleiverbindungen sind als wahrscheinlich krebserregend (Gruppe 2A), Kobalt und Kobaltverbindungen, Methylquecksilberverbindungen, Titandioxid und Implantate, die metallisches Kobalt, metallisches Nickel und ein Legierungspulver aus 66-67 % Nickel, 13-16 % Chrom und 7 % Eisen enthalten, sind als möglicherweise krebserregend für den Menschen (Gruppe 2B) klassifiziert. Gäbe es entsprechend der IARC Abteilungen der WHO, die die neurotoxischen und kardiotoxischen sowie die immunologisch schädlichen Substanzen klassifizieren würden, so würden sich auch hier viele Metalle und Metallverbindungen wiederfinden.