Grenzwerte bei Metallabrieb

Grenzwertproblematik

Für Alltagsgifte im Körper gibt es häufig sogenannte Grenzwerte, ab denen die Substanz als potenziell gesundheitsschädlich eingeschätzt wird. Grundlage ist ein häufig verwendetes Zitat von Paracelsus aus den Septem Defensiones (1538). Es lautet:

„Wenn ihr jedes Gift wollt recht auslegen, was ist, das nit Gift ist? Alle Ding sind Gift und nichts ohn Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“

In der richtigen Menge sind Stoffe demnach nicht gesundscheitsschädlich. Sie werden es erst, wenn eine bestimmte Menge überschritten wird.  So generell gilt diese Erkenntnis vom Arzt und Naturforscher Theophrastus Bombastus von Hohenheim, besser bekannt als Paracelsus, heute nicht mehr. Moderne Studien zeigen, dass ausser der Dosis auch individuelle Faktoren eine Rolle spielen wie

  • Alter
  • genetische Veranlagung
  • Lebensstil
  • Vorerkrankungen
  • allgemeiner Gesundheitszustand
  • psychische Resilienz
  • Umweltbelastungen

Somit müsste für jeden Patienten ein individueller Grenzwert ermittelt werden. Um auf der sicheren Seite zu sein, müssten deshalb bekannt gesundheitsschädliche Stoffe grundsätzlich einen Grenzwert von Null haben.

Grenzwerte bieten keine sichere Orientierung

Die Grenzwerte für Chrom und Kobalt wurden nicht aufgrund von Untersuchungen bei Durom-Hüftprothesenpatienten festgelegt, sondern von der Arbeitsmedizin übernommen. Untersucht wurde, ab wann sich Erkrankungen bei gesunden Menschen durch welche Konzentrationen von Giften im Körper erhöhen. Prothesenpatienten sind jedoch nicht auf einem grundsätzlich hohen Gesundheitslevel. Sie sind geschwächt durch oft jahrelang erlittene Schmerzen. Für sie müssten die Grenzwerte also wesentlich niedriger angesetzt werden. Ausserdem werden die Grenzwerte immer nur für ein Gift festgelegt. Patienten, die unter Metallabrieb ihrer Prothese leiden, haben jedoch stets eine Kombination verschiedener Gifte im Körper. Bei MoM-Prothesen sind das in der Regel die Gifte Chrom und Kobalt, beide krebssrregend.

Subklinische Toxizität

Neuere Forschungen in der Toxologie kommen zum Ergebnis, dass Stoffe bereits bei Werten weit unter den Grenzwerten gesundheitsschädlich wirken können. Symptome wie Verhaltensveränderungen, Müdigkeit, Aufmerksamkeitsdefizite, Wortfindungsschwierigkeiten, u.v.m. werden ursächlich oft nicht auf das Vorhandensein von toxischen Stoffen im Körper zurückgeführt. Untersuchungen auf das Vorhandsein von Blei, Quecksilber, Chrom, Kobalt und andere Metalle unterbleiben.

Weitere Informationen:

Grenzwerte bei MoM-Hüftprothesen

Die Diskussion in der Fachwelt, welche Grenzwerte bei Metall-auf-Metall Prothesen gelten sollen, dauert an. Je nach Auftraggeber und Interessenslagen kommen Gutachter und Ärzte zu unterschiedlichen Werten. Auch werden keine Grenzwerte genannt, sondern Richtwerte. Mehrheitlich eingependelt zu haben scheint sich nach der Limbach-Gruppe, einem Zusammenschluss von Labors in Deutschland, die Diskussion bei Hüftimplantaten auf folgende Richtwerte:

  • Kobalt im Blut < 7 µg/l
  • Chrom im Blut < 7 µg/l
Wann spricht man von erhöhten Chrom- und/oder Kobaltwerten?

Bei MoM Hüftprothesen ist ein leicht erhöhter Wert an Chrom- und Kobaltionen im Blut normal und nicht weiter Beunruhigend. Kritisch sind jedoch wesentlich erhöhte Werte. Die Mayo Klinik geht bei den Chromwerten davon aus, dass  “blood serum concentrations greater than 1 ng/mL in a patient with Cr-based implant“ auf einen wesentlich erhöhten Metallabrieb hinweisen. Ferner wird davon ausgegangen, dass die Werte mit der Dauer der MoM-Prothese kontinuierlich ansteigen. Chrom ist ferner ein hoch giftiges Metall.

Hohe Kobaltwerte im Blut

Die Mayo Clinic Medical Laboratories berichten, dass Kobalt zwar „nicht hoch-giftig sei, aber dass hohe Dosen zu Gesundheitsschäden führen“. Von gesundheitsschädlichen Mengen spricht man wenn der Blutwert  an Kobalt größer oder gleich 5.0 ng/mL Blut ist. Kobaltwerte im  Blutserum von mehr als 10 ng/mL bei Patienten mit Kobaltprothesen  deuten auf erheblichen Metallabrieb bei der Prothese hin.

Interpretation der Werte

Labore, Forschungs- und Medienberichte zum Thema Metallionenabrieb verwenden oft unterschiedliche Maßangaben. Dieser Umstand verwirrt Betroffene und macht die Interpretation der eigenen Werte schwierig. Die gute Nachricht ist jedoch, dass die unterschiedlichen Maßeinheiten im Prinzip das gleiche beschreiben:

1 ppb (parts per billion) = 1 μg/l = 1 ng/ml

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Symptome einer möglichen Metallvergiftung

Bei den von der Selbsthilfegruppe bisher frei durchgeführten Umfragen bei betroffenen Patientinnen und Patienten nach ihren gesundheitlichen Einschränkungen, die sie auf den Metallabrieb von Chrom und Kobalt ihrer MoM Großkopfprothese zurück führen, wurden die folgenden Beschwerden genannt:

  • Metallose
  • Knochenkrebs
  • nekrotisches (abgestorbenes) Gewebe
  • Schwächung des Immunsystems
  • Entzündungen im Rachenraum
  • Hautausschläge
  • Kopfschmerzen
  • Gelenk- und Gliederschmerzen

In den Medien werden weitere mögliche Symptome genannt:

Bei Kobalt:

  • Magenprobleme
  • Neuropathologische Auswirkungen (Schädigung der Nerven)
  • Nierenversagen
  • erhöhtes Krebsrisiko
  • Veränderung der DNA
  • Leberschäden

Bei Chrom:

  • Schädigung der Niere
  • Bluthochdruck
  • Vitaminmangel
  • erhöhtes Krebsrisiko
  • Herzrhymthmusstörungen
Nachweis von Chrom und Kobalt

Ist der vergiftungsprozess in Gang, ist die schädliche Prothese also noch im Körper, gelingt der Nachweis der Giftkonzentrationen durch Blut- und/oder Urinuntersuchungen (s.o.). Nach einer Re-Operation wird dann die fehlerhafte Prothese als  Quelle der Metallvergiftung aus dem Körper entfernt. Das heißt jedoch nicht, dass der entstandene Metallabrieb plötzlich verschwindet, es wird nur kein neuer produziert. Wird die fehlerhafte Prothese entfernt, bleiben die bereits entstandenen Schäden durch Metallabrieb erhalten. Bei diesen chronischen Schäden sind Blut-/Urinuntersuchungen jedoch nicht hilfreich. Denn die Gifte werden nun nicht  mehr ausgeschieden, sondern reichern sich in Depots an Ausscheidungsorganen wie Niere oder Verdauungstrakt an. Es besteht die Gefahr, dass noch nach vielen Jahren bei den Patienten Krebserkrankungen entstehen.

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