Gefährlicher Metallabrieb

Die Sendereihe „Defacto“ vom Hessischen Rundfunk recherchiert zu kritischen Themen und Skandalen. Am am 20 April 2013 greift die Reihe das Thema „fehlerhafte Medizinprodukte“ auf. Eine Patientin berichtet von ihrer Metall-auf-Metall Hüftprothese. Die Auswirkungen des lange nicht festgestellten Metallabriebs sind verheerend.

Nachdem sie eine künstliche Hüftprothese erhalten hatte, ging es ihr zunächst gut. Sie hatte keine Probleme. Doch dann kamen schreckliche Schmerzen. Bis ein Arzt ihre Schmerzen nicht als übertreiben abtat und ihr das Gefühl gab, eine Simulantin zu sein, vergingen Jahre des Leidens. Erst nach immer hartnäckigerem Nachfragen kam ein Arzt auf die Idee, dass ihre Schmerzen von der MoM-Prothese herrühren könnte. Er veranlasste eine Blutuntersuchung auf Chrom und Kobalt. Die Patientin hatte über 90-fach erhöhte Werte der giftigen und aggressiven Metalle Chrom und Kobalt. 

Unabhängiges und zentrales Prothesenregister für Deutschland gefordert

In der Sendung kam auch der Fachanwalt für Medizinrecht Jörg Heynemann aus Berlin zu Wort. Auch er forderte die Errichtung eines zentralen Prothesenregisters in Deutschland nach dem Vorbild von Australien, Großbritannien oder den Skandinavischen Ländern. In Ländern mit einem unabhängigen und zentralen Prothesenregister würde fehlerhafte Prothesen viel schneller entdeckt und vom Markt genommen.

Das Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) ist eine Mogelpackung

Das EPRD, das Endoprothesenregister Deutschland, das seit 2012 in Deutschland von den Herstellern auf freiwilliger Basis gegründete Register für Prothesen, entspricht nicht den Mindesanforderungen eines unabhängigen Registers. Ilona Köster-Steinebach, Verbraucherzentrale Bundesverband kritisiert das EPRD als völlig unzureichend. Nach ihrer Auffassung hat es keinerlei Aussagewert, da die dort gesammelten Daten von Herstellern, Krankenkassen, Kliniken auf freiwilliger Basis eingereicht würden und sich nicht alle wichtigen Ansprechpartner an diesem Register beteiligen würden. Die Auswertungen, die auf dieser unzuverlässigen Datengrundlage vorgenommen würden, seien deshalb ohne Aussagekraft. Patienten könnten aus diesem Register nicht ableiten, ob es sich bei ihrem Prothesenmodell um ein fehlerhaftes Produkt handelt. Auch Haftungsansprüche könnten sie hieraus nicht ableiten.

EPRD – für Hersteller ein Werbeinstrument

Denn Hersteller schlechter Produkte wollten keine Transparenz. Sie melden womöglich nur die Modelle, welche keine Probleme verursachten und hielten die Erkenntnisse über problematische Produkte lieber intern unter der Decke. Viele Kliniken verweigerten eine Teilnahme, weil sie durch die Aufbereitung der Informationen und deren Dokumentation erhebliche Mehrarbeit auf sich zukommen sehen. Bei den Krankenkassen gibt es Streit wegen des Registers: wer soll, muss oder darf sich am Register beteiligen. Nur ein Teil der gesetzlichen Kassen tragen das Register mit. Andere gesetzliche Kassen beteiligen sich nicht. Die privaten Krankenkassen sind ganz außen vor.

 

11 Kommentare
  1. Gerd Kxxx
    Gerd Kxxx sagte:

    Hallo an alle Betroffenen,

    auch ich bin Opfer eines Orthopäden, der die folgenden Zimmerprodukte
    implantierte (20.06.12): Schraubpfanne Titan 56, Zimmer MS 30 Schaft, Konus 12/14, 32 mm Metallkopf XL. Meine Frage lautet ebenfalls:Gehören diee Produkte zur Durom Metasul LDH Produktgruppe.
    Ich habe ständige Schmerzen. Die „Experten“ vor Ort mauern, alle.

    Antworten
    • admin
      admin sagte:

      Lieber Gerd K.,

      bei Ihrer Prothese handelt es sich um einen Metasul Kleinkopf (32mm) ohne Kopfadapter und ohne Durom. Sollten Sie weitere Informationen wünschen, wäre es hilfreich, wenn Sie uns Ihren Prothesenpass zusenden könnten:
      Hauke@durom-hueftrpobleme.de

      Herzliche Grüße und alles Gute

      Hanspeter Hauke

      Antworten
  2. Gerd Kxxx
    Gerd Kxxx sagte:

    Hallo an alle Betroffenen,

    Bin auch Opfer eines Orthopäden, der folgende Zimmer-Produkte im-
    plantierte: Zimmer Zweymüller Schraubpfanne Titan 56, Zimmer MS 30 Schaft, Konus 12/14, 32 mm Metallkopf XL. Gehören diese Produkteebenfalls zur „Durom Metasul LDH“ -Produktgruppe? Vor Ort
    ist nichts zu erfahren, nicht über die Krankenkasse noch über das
    Krankenhaus, in dem operiert wurde.

    Vielen Dank GERD

    Antworten
  3. Nicole Sxxx
    Nicole Sxxx sagte:

    Hallo Gabi,
    vielen Dank für Deine Antwort. Meine 1 Revisions-OP ist im Juli. Danach schauen wir auf die Metallwerte und dann wird entschieden ob die 2. Hüfte raus muss oder nicht. Wo hast Du die OP machen lassen?
    War die OP ohne Komplikationen?
    Mein Anwalt hat Klage in England eingelegt, da meine beiden Prothesen dort hergestellt wurden. Bei welchem Anwalt bist Du? Wo hast Du die Klage eingelgt?
    Über einen weiteren Erfahrungsaustausch würde ich mich freuen.
    Lieben Gruß Nicole

    Antworten
    • Gabi Hxxx
      Gabi Hxxx sagte:

      Hallo Nicole,
      Ich wurde im August 2013in der Schön Klinik in HH-Eilbek operiert. Das Gewebe war stark angegriffen und die Heilung der Narbe verlief langsamer wie bei der ersten OP. Zur AHB war ich in St. Peter Ording. Allerdings ist mir im Januar 2014 die Hüftprothese bei einem Ausrutscher in der Dusche ausgekugelt. Dies ist aber im Nachhinein glimpflich abgelaufen, trotzdem möchte ich dies nicht noch einmal durchmachen.
      Mein Anwalt ist Alexander Erb, Fachanwalt für Medizinrecht und Produkthaftung in München. Er vertritt noch weitere DePuy Betroffene. Klage wurde noch nicht eingereicht. Es wird wohl auf einen Vergleich hinauslaufen. Zumindest habe ich schon eine Verlängerung der Produkthaftung bis 31.12.2014 von der Gegenseite erhalten.
      Wünsche Dir viel Kraft und starke Nerven für die OP.
      Bis bald
      Gabi

      Antworten
  4. Wolfgang Fxxx
    Wolfgang Fxxx sagte:

    Sehr geehrte Damen & Herren,
    Ich hatte 2005 u 2007 beide Hüften erneuert. OP sind soweit gut verlaufen. In letzter Zeit bekam ich immer häufiger Schmerzen im Lendenwirbelbereich . Es stellten sich deutliche Arthrosezeichen, degenerative Veränderungen sowie unregelmäßige Begrenzungen der Gelenkflächen durch degenerative Veränderungen L1 u L2 dar. In der Praxis von Dr. Schneiderhahn in München wurde mir folgende dann durchgeführte Terapie empfohlen: Minimali invasive perkutane selektive Thermokoagulation der Facettengelenke L1/L2, L2/L3, L3/L4, L4/L5, L5/S1 und ISG, jeweils beidseits.(Laserbehandlung).
    Nach der OP vom 20.11.2013 hatte ich keine Schmerzen, bis dann sukzessive Schmerzen wiederkehrten. Um eine Entzündung auszuschließen habe ich ein MRT am 26.2.2014 in Hamburg machen lassen mit folgendem Ergebnis: rechts laterale um den M. iliopsas, Höhe Promontorium. Diese findet weder in den nativen T1w noch T2w Sequencen ein Korrelat, sodass es sich um ein Metallartefakt bei beidseitiger Hüft-TEP handelt.
    Sonst kein Anhalt für akut entzündliche oder neoplastische Abdominalveränderungen. Degenerative LWS-Veränderungen im Sinne einer multisegmentalen Osteochondrose mit erosiver Komponente LWK 2/3 re.
    Ich würde mich freuen Ihre Meinung und Vorgehensweise kennenzulernen .
    Mit freundlichen Grüßen
    Wolfgang Fxxx

    Antworten
    • Gabi Hxxx
      Gabi Hxxx sagte:

      Hallo Wolfgang,
      Ich habe nach meiner Austausch OP der Schrottprothese von DePuy deutlich meine zu hohen Chrom und Kobaltionenwerte senken können. Erst durch den Kontakt mit dem Institut für Arbeitsmedizin in Hamburg habe ich objektive Informationen erhalten. Es wurden bei mir krebserregende Stoffe der Kategorie II festgestellt und es wurde mir nahegelegt die Prothese auszutauschen. Im Jahre 2013 habe Ich mir einen Fachanwalt für Medizinrecht und Produkthaftung genommen, da die Produkthaftung nur bis zu 3 Jahre nach dem Rückruf gilt. Mittlerweile habe ich Verlängerung bis 31.12.2014.
      ich beantworte gern weitere Fragen.
      Kopf hoch und viel Kraft

      Antworten
      • Manfred Rxxx
        Manfred Rxxx sagte:

        Hallo, meine Tochter hat seit 7 Jahren eine Depuy-Metall/Metall-Hüfte. Die CO-Werte 21 ug/L sind doch sehr hoch. sie ist erst 26 J. Sollte man die Inlays der Hüfte austauschen. Es wurde allerdings vom Arzt angedeutet, dass bei der Pfanne evtl. nicht nur das Inlay raus muss(wg. evtl. Korrosion; ist aber noch unsicher)sondern dann auch die Pfanne im Knochen. Morgen erneute Blutuntersuchung nach 6 Monaten.
        Ich wäre jedem für einen Hinweis sehr dankbar.

        Antworten
  5. Nicole Sxxx
    Nicole Sxxx sagte:

    Hallo zusammen,
    ich habe im KJ 2008 gleich 2 Hüftgelenke der Firma Depuy bekommen. Meine Werte liegen bei 113,8 Kobalt und Chrom 80,4. Jetzt sollen gleich beide Hüften neu gemacht werden. Soviel dazu.
    Lt. Patientenakte kommen meine Hüften von Depuy England. Soviel ich weiß haben die dort keine Produktionsstätte. Also könnte es sein, dass diese Hüften in USA produziert wurden. Somit könnte ich in USA klagen. Hat jemand von Euch das schon mal versucht? Welchen Anwalt hattet Ihr?
    Das ist ein solcher Hammer, dass die das einfach mit uns machen können. Ich werde jetzt bald erst 42 Jahre und dann schon die 2. Op! Irgendwann sitzte ich im Rollstuhl und das nur weil die falsche Gelenke hergestellt haben!!!!!!!
    Über einen Erfahrungsaustausch wäre ich dankbar.
    [Mailadresse entfernt – Webmaster, 03.03.2014 – bei Fragen bitte Mail an webmaster@durom-hueftprobleme.de oder hier auf diesen Kommentar antworten]
    Herzliche Grüße
    Nicole

    Antworten
    • Gabi Hxxx
      Gabi Hxxx sagte:

      Hallo Nicole, ich habe letztes Jahr im August die DePuy Prothese auswechseln lassen. Meine Chrom und Kobaltionenwerte waren ähnlich hoch. Nach der OP sind die Werte deutlich gesunken, sind aber noch zu hoch. Ich werde wohl auch die zweite Hüftprothese (eingesetzt im Jahre 2008) austauschen lassen. Ich wurde im Jahre 2010 durch das Krankenhaus über den Rückruf informiert. Danach habe ich mich über 1 Jahr über die zu hohen Metallwerte informiert, bis ich das Institut für Arbeitsmedizin in Hamburg gefunden habe. Hier hat man mich objektiv aufgeklärt und die Empfehlung zur OP gegeben. Ich habe einen Fachanwalt für Medizinrecht und Produkthaftung, dieser vertritt mehrere DePuy Betroffene. Die Haftung der Firma DePuy endete am 31.12.2013. wer bis dahin keine Rechte geltend gemacht hat geht hier in Deutschland leer aus. In USA hat schon ein Betroffener 8,5 Mio. USD Schmerzensgeld erhalten. Ein interessanter Bericht war auf Arte vor einigen Monaten. Vielleicht kannst Du Dir diesen übers Internet ansehen. Wir sind hier in Deutschland die Versuchskaninchen für den amerikanischen Medizinproduktemarkt.
      Ich beantworte gerne weitere Fragen
      Kopf hoch und viel Kraft wünsch ich Dir

      Antworten
  6. Martina S.
    Martina S. sagte:

    Hallo Hanspeter,

    herzlichen Dank für die Selbsthilfegruppe und die guten Infos.
    Mein Mann ist Betroffener. 11/2008 wurde ihm ein smith&nephew BHR Cup52mm mit 46mmBHR Head implantiert. Während der REHA begann seine Hand zu zittern. Es gab immer Probleme mit der Hüfte – quietschen, später Schmerzen.- Es wurde alles abgetan.- Nachdem er ohne Krücken nicht mehr laufen konnte, und er eine Überweisung zur 2. Meinung „erkämpft“ hatte, wurde die Lockerung/der Bruch festgestellt. Die Austausch-OP erfolgte. „Deutliche Metalllose, Knochenfraß (2×3 cm Loch im kl. Becken), Gewebsnekrose, Beinlänge um 2 cm verkürzt“ usw.- Metallionenvergiftung, an diese Thema will keiner. Metallionenvergiftung – nicht von Interesse.- Schrott im Körper – aktualisiert am 24.2.2014

    Grüße Martina

    http://future.arte.tv/de/thema/heilen-wie-am-fliessband
    Schrott im Körper, Sendung vom 11.2.2014, aktualisiert am 24.2.

    Ich würde gerne etwas nachfragen, aber nicht öffentlich.Danke.

    Antworten

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