Metallbelastung bei MoM-Prothesen
Unstrittig ist, dass bei Metall-auf-Metall-Prothesen Metallabrieb entsteht. Abrieb gibt es bei jeder Prothese. Doch wir viel Abrieb gibt es bei den einzelnen Modellen und wie gefährlich ist er für den Patienten?
Träger von Metall – Metall Großkopfprothesen haben teilweise eine hohe Metallbelastung mit Chrom und Kobalt. Zum Abrieb der Kontaktflächen Kopf/Pfanne kommen, bei schlecht funktionierenden Prothesen, Korrosion und Abrieb bei der Schaft-Kopfverbindung hinzu. Der Abrieb lagert sich um die Abriebstelle ein. Das kann der Oberschenkelhalsknochen sein oder das umgebende Gewebe. Am Knochen kann Metallose, eine Art Knochenkrebs, entstehen. Das Gewebe wird nekrotisch, es stirbt ab und kann zu schmerzhaften Veränderungen führen. Doch trotz eindeutiger Hinweisen, besteht bei Ärzten und Patienten Verunsicherung. Ärzte unterschätzen die Folgen des Abriebs und halten ihn oft für sehr gering und damit vernachlässigbar. Patienten verzweifeln an den Schmerzen, die sie erleiden, die jedoch oft nicht ernst genommen werden.
Neue Empfehlung zu MoM-Prothesen
Um die Unsicherheit bei Patienten und Ärzten zu minimieren wurde von einem internationalen multidisziplinären Gremium, das durch die „European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology“ (EFORT), die „Arbeitsgemeinschaft Endoprothetik“ (AE) und die „Deutsche Arthrosehilfe“ (DAH) unterstützt wurde, eine Empfehlungen zur Handhabung von Metall-Metall-Gleitpaarungen herausgegeben.
Die Richtlinie legt für den Kobaltgehalt im Vollblut drei Richtwerte fest:
- Kobaltwerte kleiner 2µg/l
werden als klinisch unbedenklich eingestuft und sind bei funktionierenden Prothesen normal. - Kobaltwerte größer 20µg/l
sind deutliche Anzeichen einer nicht funktionsfähigen Prothese. „Wegen möglicher Osteolysen, Gewebsnekrosen und möglicher langfristiger Auswirkungen auf die Gesundheit sollte eine Revisionsoperation“ erwogen werden. Diese sollte aber erst nach Aussprache und einer „patientenindividueller Nutzen – Risiko – Abschätzung erfolgen.“ - Oberhalb eines noch zu ermittelnden Schwellenwertes der zwischen 2 bis 7µg/l liegt, sollten „engmaschige“ Nachuntersuchungen (Röntgen) erfolgen. Bei pathologischen Befunden und signifikantem Anstiegen des Kobaltwertes ist ebenso an eine Revision zu denken.
Empfehlungen der Expertenkommission vom 16.04.2012: hier klicken
Regelmäßige Blutkontrolle erforderlich
Ein Anstieg des Chrom- und/oder Kobaltwertes sollte immer hinterfragt werden. Den Ursachen sollte auf jeden Fall auf den Grund gegangen werden. Vor allem wenn keine klinischen Symptome vorhanden sind.
Ärzte verweigern oft notwendige Bluttests
Ärzte, die mit der Problematik bei MoM Prothesen nicht vertraut sind und an denen die aktuellen Erkenntnisse bei Metallabrieb unbemerkt vorüber gezogen sind, verweigern Patienten oft die Untersuchung des Blutes auf Chrom und Kobalt. Nach inzwischen widerlegter Auffassung sind auch geringe Mengen der giftigen und krebserregenden Metalle im Blut gesundheitsschädlich. Um eine Behandlung auf den Weg bringen zu können, müssen dringend die Werte im Blut bestimmt werden.
Bestimmung von Chrom und Kobalt aufwendig
Bei der Bestimmung der Werte kann es leicht zu Fehlern kommen. Mögliche Fehlerquellen sind
- Probenentnahme,
- Aufbewahrung,
- Transport,
- Probenaufbereitung und Analysegerät (Spektrometer).
Um Fehler so gering wie möglich zu halten, empfiehlt es sich, Blutentnahme jedes Mal beim selben Arzt und auf die selbe Weise und die Analyse bei demselben Labor machen zu lassen. Schon die Blutentnahme mit einer Metallkanüle oder eine aus Plastik kann die Werte beeinflussen.
In wieweit Nahrungsergänzungsmittel und Vitaminpräparate (Vitamin B12) Einfluss auf die Ergebnisse haben ist noch nicht untersucht. Um diese Fehlerquellen auszuschalten sollte man diese Mittel eine Woche vor der Probennahme absetzen.
Es können nur Metallwerte verglichen werden, die entweder aus Vollblut oder aus Serum bestimmt wurden.
Ein über längere Zeit steigender Metallionengehalt im Blut ist ein Indiz für eine fehlerhafte Hüftprothese.
Das Labor für Biomechanik und Implantatforschung des Universitätsklinikums Heidelberg hat eine Liste der Analytiklabors in Deutschland zusammengestellt. Diese erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Bezugnwehmewnd auf den vorangehenden Beitrag suche ich dringend Leidensgenossinnen und -genossen, deren Blutwerte, vor allem Kobalt, sich von vorausgegangenen stark unterschieden. Kontaktaufnahme ist über Tel.: 07938/660 oder per Mail kh.tiemann@t-online.de jedrzeit möglich. Ich möchte versuchen, Transparenz herzustellen, da mir die pauschale Antwort, „das liegt in ihrer Person beründet“, nicht ausreicht, da es hier mehrere Möglichkeiten gibt, die ebenso in Betracht kommen können (siehe erster Beitrag auf dieser Seite.
Mir ist bekannt, dass in den verschiedensten Abhandlungen der Hinweis erfolgt, immer dasselbe Labor in Anspruch zu nehmen. Das mag zwar für die Lebensfähigkeit der Labore wichtig sein, aber auf keinem Fall für die eines Patienten. Wenn Laborwerte sich z. B. um mehr als 270 % unterscheiden kann ich nur empfehlen sich daran zu erinnern, dass jeder Blutwert ein Zufallsbefund ist der auch durch nicht Sach- und Fachgerechten Umgang mit den Proben, aber auch durch Schlamperei zu Stande gekommen sein kann. Mein Tipp deshalb: Bekommen sie einmal Werte zugesandt die sie schockieren und nichts mit denen, die sie in der Vergangenheit erhielten, zu tun haben, dann suchen Sie ein anderes Labor auf und ergeben sich nicht dem Schicksal.
Für den süddeutschen Raum empfehle ich das Labor Limbach in Heidelberg, Breitspiel 17 und damit es zu keinen weiteren Überraschungen kommt, einfach selbst dort hin fahren. Man wird ihnen fachgerecht das Blut entnehmen und innerhalb weniger Tage das Ergebnis zusenden. Für einen Privatpatienten kostet das Unternehmen nicht einmal ganze 30 €. Als IGEL-Leistung für einen gesetzlich Versicherten dürfte es etwas weniger sein.