MoM-Prothesen vergiften Patienten

Hüftprothesenmodelle wie das Durom-Metasul-LDH-Prothesen-Modell der Firma Zimmer oder das ASR-Modell von DePuy sind Großkopfmodelle mit Metall-auf-Metall-Gleitpaarung. Das heißt, hier reibt Metall auf Metall. Der Abrieb schädigt die Gesundheit der Patienten. Die Symptome sind eindeutig, auch wenn viele Ärzte sie augenscheinlich noch nicht kennen.

Inzwischen weiß man, dass bei Großkopfmodellen die Kräfte zwischen den einzelnen Teilen so stark sind, dass es zu gesundheitsschädlichem Metallabrieb kommt, der zu Metallose (Abrieb), Osteolysen (Knochenfrass) und nekrotischem Gewebe (Absterben von Gewebe) führt. Weitere Symptome wie Hautausschlag, erhöhte Entzündungswerte, Haarausfall, Schwächung des Immunsystems und vieles mehr werden von Patienten berichtet.

Jährliche Untersuchungen empfohlen

In Großbritannien hat sich die zuständige Behörde mit dem Problem des Metallabriebs bei Metall-auf-Metall-Hüftprothesen (MoM) befasst. Die Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency (MHRA) hat festgestellt, dass der entstehende giftige Metallabrieb aggressiv Knochen und Gewebe zerstört. Der Körper kann die Abriebpartikel nicht neutralisieren. Bei Patienten mit einer MoM Prothese sollten jedes Jahr die Chrom- und Kobalt-, eventuell auch die Titanwerte im Blutserum festgestellt werden. Außerdem wird geraten, jährlich medizinische Untersuchungen auf mögliche Weichteilreaktionen auf die Metallionen durchzuführen. Sie rät Trägern bestimmter Metall-auf-Metall-Hüftprothesen (MoM) jetzt lebenslang zu jährlichen medizinischen Untersuchungen.

Giftiger Abrieb und erhöhte Versagensrate

Von Metall-auf-Metall-Hüftprothesen (MoM) hat man sich gegenüber anderen Materialpaaren eine erhöhte Belastbarkeit und deshalb längere Haltbarkeit versprochen. Vor zwei Jahren stellte das National Joint Registry of England and Wales dann aber überraschenderweise eine erhöhte Rate von Revisionen bei zwei MoM-Prothesen des Herstellers DePuy fest: ASRTM XL-Azetabularsystem und ASRTM Hip wurden damals weltweit vom Markt genommen. Als mögliche Ursache wurden Gewebereaktionen auf den Metallabrieb genannt.

MoM Prothese von DePuy wurde vom Markt genommen

Das MHRA hat deshalb bereits Anfang 2010 alle Patienten aufgerufen, sich in den ersten fünf Jahren nach der Implantation einer MoM-Hüftendoprothese jährlich untersuchen zu lassen. DePuy bietet dies auch deutschen Patienten an. Wenn Symptome oder eine radiologische Beurteilung Verdachtsmomente ergeben, soll sich eine Blutuntersuchung des Kobalt- und Chromionengehalts und/oder eine MRT- oder Ultraschalluntersuchung anschließen. Die Vorsorgeuntersuchung soll sicher stellen, dass die Prothese rechtzeitig ausgetauscht werden kann, bevor es zu bleibenden Schäden kommt. Eine vorsorgliche Entfernung wird nicht empfohlen, denn nach der ersten Einschätzung des MHRA bleiben die meisten Träger der betroffen Prothesen lebenslang beschwerdefrei.

Weitere Maßnahmen empfohlen

Jetzt hat die MHRA ihre Empfehlung ausgedehnt. Träger von MoM-Hüftprothesen mit einem Durchmesser des Gelenkkopfes von mehr als 36 Millimetern sollen sich auf unbegrenzte Zeit jährlich untersuchen lassen. Bei diesen MoM-Prothesen scheint das Risiko von Weichteilreaktionen besonders hoch zu sein, auch wenn die MHRA hierzu keine konkreten Zahlen nennt. Die MHRA hebt hervor, dass sie weltweit die erste Zulassungsbehörde ist, die einen entsprechenden Sicherheitshinweis erließ.

DePuy und Behörde in der Kritik

Dies bewahrte die Behörde und auch den Hersteller nicht vor öffentlicher Kritik. In einer Sendung der BBC behauptet Tony Nargol, ein Chirurg vom University Hospital of North Tees in Stockton, es gebe häufiger Probleme als erwartet. Man sehe die Patienten zehn-, zwanzig-, dreißig Mal, ja eher dreihundert Mal häufiger als normalerweise. Laut Nargol gibt es auch Probleme mit einem anderen Modell von DePuy (Pinnacle), das weiterhin auf dem Markt ist und eingesetzt wird. Unter 970 Patienten habe es 75 Versagen durch Metallabrieb gegeben, sagte Nargol der BBC.

Trotz Warnung brachte DePuy die Prothese auf den Markt

Das Britische Ärzteblatt hat begleitend einen Artikel veröffentlicht. Dort wird aus einem „internen Memo“ des Herstellers zitiert. Es thematisiert bereits 2005 mögliche Folgen des Metallabriebs auf das Immunsystem und die Krebsrate, was den Hersteller aber, so der Vorwurf, nicht davon abgehalten habe, die Prothesen weiter zu vermarkten.

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