Dauerschmerz nach Implantation

Nach der Deutschen Schmerzgesellschaft leiden etwa 17% der Bevölkerung an chronischen Schmerzen. Das sind 14.620.000 Millionen Menschen allein in Deutschland. Fast 15 Millionen Menschen leiden somit an an den Folgen des Dauerschmerzes: Schlafstörungen, Bewegungsenschränkungen, Depressionen, um nur einige zu nennen.

Dauerschmerz wird wie Dauerfolter und Psychoterror erlebt. Er quält Betroffene im Extremfall 24 Stunden/7 Tage. Lebensqualität kann dadurch stark eingeschränkt sein. Und irgendwann ist auch die Bereitschaft und die Kraft, sich mit den Schmerzen zu arrangieren, erschöpft. Vor allem, wenn die gängigen Schmerzmittel wie Diclo und Ibo nicht mehr helfen.

Definition von Schmerz

Nach der Definition der internationalen Welt-Schmerzgesellschaft (IASP) ist „Schmerz (…) ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis“. Das bedeutet, dass Schmerzen sowohl mit den Sinnen wahrgenommen als auch als Gefühl empfunden werden. Das Schmerzempfinden der Menschen  ist deshalb individuell unterschiedlich.

Unterschieden wird zwischen akuten Schmerzen und chronischen Schmerzen. Akute Schmerzen vergehen, wenn die Ursache ausgeschaltet und die Heilung abgeschlossen ist. Bei chronischen Schmerzen kann die Ursache der Schmerzen nicht ausgeschaltet werden. Der Schmerz hält über einen langen Zeitraum an oder kommt in kurzen Abständen immer wieder (Schmerz Wikipedia)

Akute Schmerzen
Akute Schmerzen sind zunächst ein sinnvolles Alarmsignal. Wer schon einmal eine heiße Herdplatte berührt hat, kennt die natürliche Reaktion: Man zieht die Hand  zurück und schützt sich so vor schwereren Verbrennungen. Akute Schmerzen haben in der Regel eine klar erkennbare Ursache. Das trifft beispielsweise auf einen Knochenbruch, auf Zahnschmerzen oder Entzündungen zu. Verletzte oder beeinträchtigte Organe und Körperteile werden in der Folge geschont, weitere Schädigungen vermieden.

Zusammengefasst kann man den akuten Schmerz wie folgt beschreiben:

  • er ist zeitlich und lokal im Körper begrenzt
  • er hat meist eine klare Ursache
  • er hat eine Alarmfunktion, um Gewebsschädigungen zu vermeiden
  • er ist abhängig von der Reizintensität
  • er klingt in der Regel von selbst ab, sobald die auslösende Ursache geheilt und beseitigt worden ist
Chronischer Schmerz

Wenn Schmerzen länger als drei Monate bestehen, können sie chronisch werden. Von chronischen Schmerzen spricht man, wenn Schmerzen weiter bestehen, obwohl die Behandlung der Verletzung oder Krankheit längst abgeschlossen ist. Ein Beispiel dafür ist der sogenannte Phantomschmerz bei amputierten Gliedmaßen, an dem die Betroffenen oft noch jahrelang nach einer Operation leiden. Es ist aber auch möglich, dass die Ursache für den Schmerz unbekannt ist.

Chronische Schmerzen in der Regel

  • sind lang anhaltend (immer wiederkehrende Schmerzen)
  • können viele Ursachen haben
  • sind meist nicht genau lokalisierbar
Schmerzgedächtnis

Bei einem lang anhaltenden Schmerz bildet sich in unserem Zentralnervensystem – dies besteht aus Gehirn und Rückenmark – ein Schmerzgedächtnis aus. In den Genen der Nervenzellen wird die Schmerzinformation zunächst fixiert. Das Nervensystem baut sich um und es kommt zu einer Neuorganisation von Nervenbahnen. Der Schmerz wird quasi im Nervensystem abgespeichert. Das Gehirn lernt Schmerzen schneller zu verarbeiten und passt sich den Erfordernissen an. Die Folge, der Schmerz wird verstärkt wahrgenommen und vergleichsweise leichte Reize wie Berührung, Wärme oder Dehnung werden dann als Schmerz empfunden. Anfangs können sich die Schmerzen durch entsprechende Therapien noch auflösen. Doch wenn die Schmerzen länger, manchmal sogar über Jahre, anhalten, zeigen sich bei den Betroffenen häufig

  • Bewegungseinschränkungen (Schon- und Fehlhaltungen, Muskelverspannungen …)
  • psychische Folgen (Depressionen, Angst, Schlafstörungen, Erschöpfungszustände, sozialer Rückzug …)
  • soziale Einschränkungen (Arbeitsunfähigkeit, Probleme mit dem Partner, in der Familie oder im Freundeskreis …)

Die körperlichen, psychischen und sozialen Folgen chronischer Schmerzen können in Wechselwirkung miteinander treten und zur sogenannten Schmerzkrankheit führen. Die Behandlung chronischer Schmerzen ist meistens sehr komplex und langwierig. Den besten Erfolg versprechen ganzheitliche Methoden, die die körperliche und seelische Seite gleichermaßen berücksichtigen. So wird beispielsweise die Osteopathie und die FDM-Schmerztherapie (Faszien-Distorsions-Modell) unterstützend eingesetzt, um chronische Schmerzen zu lindern und damit die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Quelle: Definition – Was sind akute und chronische Schmerzen? (osteopathie-dietze.de)

Nachweis chronischer Schmerzen
Dass es sich um chronische Schmerzen handelt, lässt sich auch mit diagnostischen Mitteln nachweisen. Dr. Blankenburg hat die Quantitative Sensorische Testung (QST), die es bisher nur für Erwachsene gab, für Kinder und Jugendliche angepasst.

Quelle: Chronische Schmerzen (schmerzgesellschaft.de)

Seratonin

Serotonin, das beispielsweise aus verletzten Nervenzellen freigesetzt wird, ist einmal ein Glückshormon, das den akuten Schmerz erträglicher macht. Andererseits ist es ein direkter Aktivator eines Schmerzreizes. Die Wirkung von Serotonin erfolgt über absteigende serotoninerge Neurone in das Hinterhorn des Rückenmarks. Dort kann es Schmerzreize verstärken oder abschwächen.

Serotonin ist außerdem ein wichtiger Neurotransmitter im Körper, der hilft, Stimmung, Appetit, Schlaf und soziales Verhalten zu regulieren. Ein Mangel an Serotonin kann zu Depressionen, Angstzuständen, Schlaflosigkeit, zwanghaftem Verhalten und mehr führen. Es hat eine Vielzahl von Funktionen im Gehirn und im gesamten Nervensystem hat.

Zum Beispiel:

  1. Stimmungsregulation: Serotonin wird oft als „Glückshormon“ bezeichnet, da es eine Schlüsselrolle bei der Regulation der Stimmung spielt. Es trägt zur Reduzierung von Stress und Angst bei und kann ein Gefühl des Wohlbefindens und der Zufriedenheit erzeugen.
  2. Schlafregulation: Serotonin beeinflusst den Schlaf-Wach-Zyklus. Es wird in Melatonin umgewandelt, ein Hormon, das den Schlaf-Wach-Rhythmus steuert. Ein ausgewogenes Serotonin-Niveau kann zu einem besseren Schlaf beitragen.
  3. Appetitkontrolle: Serotonin kann das Hungergefühl beeinflussen. Ein Mangel an Serotonin kann zu übermäßigem Appetit führen, insbesondere für kohlenhydratreiche Lebensmittel. Dies kann erklären, warum einige Menschen bei Stress vermehrt Süßigkeiten essen.
  4. Schmerzregulation: Serotonin kann die Wahrnehmung von Schmerzen beeinflussen und hat eine Rolle bei der Schmerzkontrolle im zentralen Nervensystem.
  5. Regulation von Aggression und Impulsivität: Serotonin kann auch die Kontrolle von aggressivem Verhalten und impulsivem Handeln unterstützen. Ein Mangel an Serotonin wurde mit erhöhter Reizbarkeit und Aggressivität in Verbindung gebracht.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Wirkung von Serotonin komplex ist und von vielen Faktoren beeinflusst wird, einschließlich genetischer Veranlagung, Umweltfaktoren und Lebensstil. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßige körperliche Aktivität können dazu beitragen, den Serotoninspiegel auf natürliche Weise zu regulieren und das emotionale Wohlbefinden zu fördern.

Neurotransmitter
  1. Übertragung von Nervenimpulsen: Wenn ein Nervenimpuls eine Nervenzelle erreicht, werden Neurotransmitter in den synaptischen Spalt freigesetzt, der den Abstand zwischen zwei benachbarten Nervenzellen überbrückt. Diese Neurotransmitter diffundieren über den Spalt und binden an spezielle Rezeptoren auf der Oberfläche der benachbarten Nervenzelle.
  2. Rezeptorbindung: Die Neurotransmitter passen genau zu den Rezeptoren auf der Oberfläche der Zielzelle. Diese Bindung löst eine Veränderung in der Zielzelle aus, die entweder die Erregung (Aktivierung) oder die Hemmung (Deaktivierung) der Zelle bewirken kann, je nach Art des Neurotransmitters und des Rezeptors.
  3. Vielfalt der Neurotransmitter: Es gibt viele verschiedene Arten von Neurotransmittern im Nervensystem, darunter Serotonin, Dopamin, Noradrenalin, Acetylcholin und Glutamat, um nur einige zu nennen. Jeder Neurotransmitter hat seine spezifische Funktion und beeinflusst unterschiedliche Aspekte des Verhaltens, der Stimmung, der Bewegung und anderer neurologischer Prozesse.
  4. Regulation des Gleichgewichts: Ein ausgeglichener Spiegel von Neurotransmittern ist entscheidend für die normale Funktion des Nervensystems. Störungen im Neurotransmitterhaushalt können zu neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen führen, darunter Depressionen, Angststörungen, Parkinson-Krankheit und Schizophrenie.
  5. Medikamente und Therapie: Aufgrund der wichtigen Rolle von Neurotransmittern bei verschiedenen Erkrankungen des Nervensystems werden viele Medikamente entwickelt, die den Neurotransmitterhaushalt beeinflussen können. Beispielsweise werden Antidepressiva zur Erhöhung des Serotoninspiegels bei Depressionen eingesetzt, und Parkinson-Medikamente zielen auf den Dopaminspiegel ab.
Folgen von Seratoninmangel

Hier zeigen wir einige Symptome von Serotoninmangel. Sollten diese länger als 14 Tage bestehen,sollte eine Ärztin oder einen Arzt aufgesucht werden.

  • Erschöpfung, Antriebslosigkeit und starke Müdigkeit
  • Schlafstörungen
  • Leicht reizbar und aggressiv (3)
  • Schusselig, vergesslich, tollpatschig
  • Keine Konzentrationsfähigkeit
  • Innere Anspannung und schlechte Laune (3)
  • Ängstlichkeit und „dünne Haut“ (3)
  • Wenig Appetit, geringe sexuelle Lust
  • Heißhunger auf Zucker und Fett
  • Schmerzen werden verstärkt wahrgenommen
  • Migräne/Kopfschmerzen
  • Reizdarmsyndrom

Schmerzen machen uns in der Regel darauf aufmerksam, dass irgendwo im Körper etwas nicht stimmt: Sie zeigen uns, wo Reizungen, Wunden oder Entzündungen entstanden sind und ob sie sich möglicherweise ausbreiten. Dieser Schmerz ist kein Gegner, sondern ein Helfer. Solche akuten Schmerzen empfinden wir zum Beispiel bei Zahnweh, Verstauchungen, Prellungen, Schnittverletzungen, Sonnenbrand oder Muskelverspannungen. In der Regel klingen solche akut auftretenden Schmerzen von selbst ab, sobald die auslösende Ursache geheilt und beseitigt worden ist.

Nach Meinung von Fachleuten wird chronischer Schmerz heute als eine eigenständige Krankheit betrachtet. In wissenschaftlichen Studien werden dabei für die Festlegung, ob es sich um einen chronischen Schmerz handelt, Zeiträume von drei oder auch sechs Monaten Schmerzdauer genannt. Für den betroffenen Schmerzpatienten spielt eine solche Einteilung aber eine untergeordnete Rolle.

Aktuell hat sich das Verständnis chronischer Schmerzen so verändert, dass alle Schmerzen als chronisch bezeichnet werden, deren Dauer über das Ausmaß einer akuten (frisch aufgetretenen) Ursache hinaus nicht nachvollziehbar lange anhält.

Für Patienten und ihre Angehörigen kann es besonders belastend sein, wenn dabei keine körperliche Ursache für das lange Andauern der Schmerzen gefunden wird. Dies wird noch dadurch verstärkt, dass das soziale Umfeld auf die für Außenstehende unerklärbaren Schmerzen oft mit Unverständnis reagiert. Rasch werden die Betroffenen mit Sätzen wie: „Der simuliert doch nur!“ oder „Das ist doch reine Einbildung!“ ausgegrenzt.

Ursachen für chronische Schmerzen

Die Forschung hat nachgewiesen, dass starke und länger andauernde Schmerzreize aus den Geweben des Körpers die weiterleitenden Nervenzellen von Rückenmark und Gehirn sensibler für nachfolgende Schmerzreize machen können. Die Folge kann sein, dass selbst leichte Reize wie eine leichte Berührung, mäßige Hitze oder Druck plötzlich als starker Schmerz empfunden werden. Hier kann sich die Empfindlichkeit des Schmerzsystems so weit „aufschaukeln“, dass sich eine meist über das Rückenmark vermittelte Schmerz-Überempfindlichkeit entwickelt. Unter Umständen senden diese überempfindlich gewordenen Nervenzellen auch dann Schmerzsignale vom Rückenmark ans Gehirn, wenn aus den entfernter gelegenen Geweben des Körpers (z.B. von einem verspannten Muskel) keine Schmerzsignale mehr im Rückenmark eintreffen. Was als akuter Schmerz begonnen hat, kann sich auf diese Weise zu einem chronischen Schmerz entwickeln.

Diese Sensibilisierung (Empfindlichkeitssteigerung) findet nicht nur in den weiterleitenden Nervenzellen der Gewebe des Körpers (z.B. innere Organe, Gelenke, Muskel) statt, sondern wie oben beschrieben auch im Rückenmark sowie im Gehirn. Manche Forscher beschreiben die Lernvorgänge, die vor allem im Rückenmark zu einer Verfestigung einer gesteigerten Schmerzempfindlichkeit führen, etwas vereinfachend als „Schmerzgedächtnis“ oder „Schmerz-Engramm“, das von akuten Reizen eingeprägt wird und das auch dann bestehen bleiben kann, wenn die eigentlichen Schmerzursachen bereits beseitigt sind.

Erforscht wird heute, warum Schmerzen bei manchen Menschen chronisch werden, bei anderen dagegen nicht, selbst wenn beide Gruppen ein vergleichbares Krankheitsbild aufweisen. Neben einer genetischen Veranlagung sind vor allem psychosoziale Faktoren nachgewiesen, d.h., psychische Faktoren haben einen Einfluss darauf, ob und wie stark sich eine Schmerzerkrankung ausbildet. Es ist bekannt, dass Menschen mit psychischen Vorerkrankungen wie z.B. Depressionen oder Ängsten stärker gefährdet sind als psychisch gesunde Personen. Auch soziale Faktoren wie das familiäre Umfeld und die berufliche Situation spielen eine wichtige Rolle.

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