Retrograde Biopsie nach MoM-TEP
Am 28.10.2014 veranstaltete die Durom-Selbsthilfegruppe (Durom-SHG) für Betroffenen und Interessierte eine Veranstaltung zum Thema „Retrograde Gelenksbiopsie“. Als Referent konnte der international anerkannte Prof. Dr. Med. Dr. Phil Thomas Hügle gewonnen werden. Prof. Hügle stellte das von ihm entwickelte Verfahren zur Untersuchung der Folgen von Metallabrieb im Gewebe vor. Seine „Retrograde Biopsie“ entnimmt mit einem Spezialgerät wie ei einer Schichtbohrung Proben aus dem Bereich um das befallene Gewebe. Diese können dann in spezialisierten Pathologischen Instituten untersucht werden.
Einführung durch den Vorsitzenden
Zu Beginn der Veranstaltung informierte der Vorsitzende der Durom-SHG, Hanspeter Hauke, über aktuelle Entwicklungen und den Stand der Kenntnisse zur Durom-Metasul-LDH-Hüftprothese. Der 2. Teil des Gutachtens von Dr. Kretzer liege nun vor. Nach ersten Einschätzungen lässt sich auch aus diesem die Fehlerhaftigkeit des Prothesendesigns herauslesen. Die Anwaltskanzlei der Firma Zimmer argumentiert neuerdings damit, dass mögliche Probleme zum Zeitpunkt der Markteinführung des Modells nach dem damaligen Stand der Wissenschaft und Technik weder erkennbar noch vorhersehbar gewesen seien. Hauke weist darauf hin, dass die Klärung der offenen Fragen sowie die gerichtlichen Auseinandersetzungen noch einige Zeit in Anspruch nehmen werden. Er bittet alle Betroffenen um Geduld, Optimismus und gute Nerven.
Informationen zu Klagen in den USA
Hauke berichtet über verschiedene Telefonate mit einer amerikanischen Rechtsanwaltskanzlei mit Vertretungen in Deutschland, England und der Schweiz. Diese sei bereit, für betroffene Patienten vor einem amerikanischen Gericht Klage gegen Zimmer einzureichen. Sollte die Klage zugelassen und am Ende positiv für den Patienten beschieden werden, erhält die Kanzlei einen vorher vereinbarten Prozentsatz des erstrittenen Betrages als Honorar, der in den USA (ebenso wie in England und der Schweiz) wesentlich höher sein dürfte als in Deutschland. Fällt das Urteil negativ aus, entstehen den klagenden Patienten keine Kosten. Das finanzielle Risiko trägt allein die Anwaltskanzlei. Hauke bittet, sich bei Interesse in die vorbereitete Liste einzutragen oder sich per E-Mail bei ihm zu melden (Hauke@durom-hueftprobleme.de) und kündigt bei ausreichendem Interesse von Betroffenen eine Veranstaltung mit einem Vertreter der amerikanischen Kanzlei an.
Prof. Dr. med. Dr. Phil Thomas Hügle: „Die retrograde Gelenksbiopsie: ein neues Verfahren zur Feststellung der biologischen Metallbelastung nach Hüftgelenksersatz“
Allgemeine Ursachen für Gelenkentzündung:
- Arthrose
- Verschiedene Arten von Rheuma
- Gicht / Kristalle
- Bakterien
- Wucherungen / Tumore
- Ablagerungen: z.B. Eisen, Amyloid (Eiweise)
- Prothesen
Ursachen für Gelenkentzündung bei Prothesen
- Allergie auf Metall oder Zement
- Abrieb / Partikel (Polyethylen, Metall, Kristalle)
- Infektion
- Unspezifisch
Synovitis (Gelenkhautentzündung) durch Metallabrieb: Metallpartikel werden von den Fresszellen (Makrophagen) „eingekapselt“ oder bildlich gesprochen: geschluckt. Leider kann die Fresszelle die Metallpartikel nicht zerstören/auflösen. Sie bleiben somit von der Fresszelle ummantelt bestehen. Ist ein Metallpartikel zu groß für eine einzelne Fresszelle, vereinen sich mehrere und ummanteln den Metallabrieb als Ganzes.
Außerdem senden die Fresszellen sogenannte Botenstoffe aus, die weitere „Unterstützungssysteme“ des Körpers gegen den Metallabrieb aktivieren.
Der Vernichtungskampf des Körpers gegen den Metallabrieb wirkt sich leider auch aggressiv gegen das Knochen- und Gewebematerial aus. Die Folge sind Entzündungen (z.B. Knochenhautentzündung), Osteolysen (Knochenfraß, Pseudotumor), nekrotisches (abgestorbenes) Gewebe und anderes.
Nachweis einer Enztzündungsreaktion
Der Nachweis einer Entzündungsreaktion auf Grund von Metallabrieb einer Prothese ist mit herkömmlichen Standardmethoden nicht immer zuverlässig durchführbar. Der Nachweis der Synovitis (Knochenhautentzündung) sollte deshalb durch eine Synovialbiopsie erfolgen.
Am Universitätsspital in Basel wird als bisher einzigem Krankenhaus (Stand: 2014) eine Synovialbiopsie mit dem von Prof. Hügle entwickelten und patentierten Gerät ambulant durchgeführt. Das Klinikum Bonn wird im kommenden Frühjahr folgen.
Autor: Hanspeter Hauke
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