Re-OP bei fehlerhafter Hüftprothese
Re-Operationen wegen eines fehlerhaften Hüftprothesenmodells nehmen in Europa und Deutschland weiter zu. Grund hierfür dürfte die Zulassungspraxis von Medizinprodukten sein. Die wirtschaftliche Abhängigkeit der „Benannten Stellen“ von den Herstellern öffnen „Gefälligkeitsverfahren“ Tür und Tor. Denn die Hersteller suchen sich die ihnen genehme Stelle aus, beauftragen sie und bezahlten sie am Ende. Patienten sind deshalb immer wieder von fehlerhaften Medizinprodukten betroffen, die ohne ausreichende Prüfung in Verkehr gebracht werden.
Nicht bei allen Betroffenen mit einer fehlerhaften MoM Hüftprothese wie dem Durom-Metasul-LDH-Hüftprothesenmodell der Firma Zimmer Biomet oder dem ASR-Hüftprothesenmodell der Firma DePuy zeigen sich die gleichen Symptome. Die Warnsignale des Körpers und die Reaktionen auf den Metallabrieb sind bei jedem Menschen in der Regel unterschiedlich.
Röntgologischer Hinweis
Relativ eindeutig ist die Diagnose, wenn sich im Röntgenbild Löcher im Oberschenkelhals zeigen, die vom Metallabrieb verursacht wurden. Bei vorliegender Metallose (Knochenfraß) ist in der Regel eine baldige Re-Operation angezeigt. Denn durch Belassen der fehlerhaften Hüftprothese wird kontinuierlich weiter Metallabrieb produziert, der Knochen und Gewebe immer weiter schädigt.
Röntgenbild unauffällig?
Schwieriger wird die Entscheidung, ob Re-Operation ja oder nein, wenn das Röntgenbild unauffällig ist und sich keine Anzeichen auf eine vorhandene Metallose zeigen. Dies ist der Fall, wenn sich die Schädigungen durch den Abrieb unter dem Großkugelkopf der Prothese befindet. Durch das Metall des Kugelkopfes dringen die Rötngenstrahlen nicht. Sie können somit die darunterliegenden Schädigungen nicht anzeigen. Viele Betroffene klagen jedoch über die gleichen Schmerzen und Beeinträchtigungen. Im Loretto Krankenhaus in Freiburg wurde deshalb bei Vorliegen der einheitlichen Schmerzsymptome zu einer Re-Operation geraten. Die Richtigkeit der Entscheidung erwies sich dann im Laufe der Re-Operation.
Grenzwerte im Blut
Eines von mehreren Kriterien bei der Entscheidung, ob eine Re-Operation angezeigt ist oder nicht, sind die Chrom- Kobalt- und Titanwerte im Blut. Heftig diskutiert und vom Hersteller der fehlerhaften Durom-Metasul-LDH-Hüftprothse bestritten wurden verbindliche Grenzwerte für Chrom, Kobalt und Titan im Blut. Dennoch sind vom üblichen wesentlich abweichende Blutwerte stets ein starkes Indiz für gesundheitsschädigenden Abrieb des Prothesenmodells und gewesen.
Grenzwerte in der Diskussion
Große Verunsicherung entsteht durch die Diskussion um Grenzwerte für Chrom, Kobalt und Titan im Blut als Indikatoren für gesundheitsschädlichen Abrieb. Zur Re-Operataion wurde bei den Durom-Metasul-LDH-Hüftprothesenpatienten bei einem Erfahrungswert der Freibugrer Ärzte von 20 μg/l Chrom bzw. Kobalt im Blut.
Darüber hinaus gibt es keine allgemein anerkannte Methode zur Blutabnahme und Analyse der Proben auf Chrom, Kobalt und Titan im Blut. Deshalb können sich die Ergebnisse der Blutuntersuchungen je nach Labor und Art der Blutentnahme erheblich unterscheiden. Berichtet wird von Patienten, die ihre Blutproben bei unterschiedlichen Labors zur Untersuchung eingereicht haben, deren Ergebnisse sich erheblich unterschieden.
Unterschiedliche Untersuchungsmethoden
Neben Fehlern bei der Untersuchung der eingereichten Blutproben oder unterschiedlichen Analysepraktiken kommen auch medizinische Ursachen in Frage. So kann eine Nierenerkrankung des Patienten für unterschiedliche oder schwankende Werte ursächlich sein. Nach genauer Prüfung der Röntgenbilder auf Lockerung oder einer Fehlstellung der Hüftprothese, die erhöhte Metallabriebwerte verursachen können, kann per Ultraschall eine mögliche Gewebeschädigung durch Metallpartikel festgestellt werden (Osteolysen, Cysten, Gelenkerguß, Pseudotumore = ARMD = Adverse Reactions to Metal Debris). Sind diese Befunde vorhanden kann dann ein MARS (Metallartefakt Reduzierende Sequenzen) MRT zur weiteren Entscheidungsfindung für oder gegen eine Re-Operation herangezogen werden.
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